In dem Buch wird das auf den Zeitraum von 1945 bis 1949 begrenzte Experiment der Ansiedlung von Juden,
Überlebenden des Holocaust, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in Niederschlesien beschrieben. Für
kurze Zeit entstand in der inzwischen von den Deutschen weitgehend verlassenen Region eine "jüdische
Republik", mit eigener Selbstverwaltung, eigenen wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Strukturen
und Jiddisch als der Verkehrssprache. Der von Jakob Egit und seinen Mitstreitern konzipierte "Jiddische
Jischuv" sollte eine Alternative zum zionistischen Projekt der Ansiedlung von Juden in Palästina werden.
Das von der neuen kommunistischen Staatsmacht Polens zunächst unterstützte Projekt einer weitgehenden
kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Autonomie von Juden in Niederschlesien war trotz aller
Widrigkeiten sehr erfolgreich. Es scheiterte aber an der durch pogromartige antisemitische Ausschreitungen
ausgelösten panikartigen Flucht von Juden aus Polen, an der kommunistischen Gleichschaltung der Gesellschaft,
dem antisemitisch aufgeladenen polnischen Nationalismus, sowie an der durch Stalin initiierten
antisemitischen Welle im gesamten Ostblock.
Als Hintergrundinformation zu den Geschehnissen in Polen nach dem Krieg wird in dem Buch die antisemitische
Stimmung in Vorkriegspolen, sowie die Haltung der polnischen katholischen Bevölkerung zu ihren jüdischen
Nachbarn während des Krieges beleuchtet. Angesichts des von deutschen Besatzern organisierten und vor den
Augen der Polen ablaufenden Massenmordes an den Juden, dominierte in der polnischen Bevölkerung die
Gleichgültigkeit. Weit verbreitet war aktive Mittäterschaft, besonders der Landbevölkerung, Denunziantentum
in den Städten und die mehr oder weniger verdeckte Dankbarkeit, die Deutschen hätten den Polen die Lösung
des lästigen "jüdischen Problems" abgenommen. Tausende polnische Judenretter lebten in ständiger Gefahr,
von ihren polnischen Nachbarn an deutsche Besatzer ausgeliefert zu werden, was sowohl für die Juden als
auch für ihre mitfühlenden Retter den sicheren Tod bedeutete.